Mythos und Realität: Warum wir den Konsum von tierischer Milch hinterfragen sollten.
Oder: Vom Tiermilchtrinker zum Pflanzenmilchtrinker?
Warum der Konsum von tierischer Milch keinen Verzicht darstellen muss.
Vorneweg eine Frage
Wie kann es sein, dass der Mensch das einzige Tier ist, das sich nicht von Milch entwöhnen lassen möchte? Die Milch, einst als Grundlebensmittel mehr als gelobt, gerät in den letzten Jahren immer mehr in die Kritik. Und das nicht grundlos, wie wir sehen werden.
Geschichte der Milch
Die Menschheitsgeschichte kennt den Durst nach Milch erst seit circa 8000 Jahren, damals begannen die ersten Europäer Kuhmilch zu trinken. Davor haben die meisten Menschen Laktose (Milchzucker) nicht vertragen – durch den ständigen Konsum fand hier eine Anpassung statt. Gerade im kalten und nahrungsarmen europäischen Winter war die Milch eine willkommene Alternative. Manch einer denkt vielleicht, die ganze Welt trinkt Milch – dem ist nicht so. Afrikaner und Japaner vertragen Milch sehr schlecht, wie die nachfolgende Tabelle zeigt:
Schweden 3%
Finnland 16%
Schweiz 17%
England 20–30%
Frankreich 42%
USA, Anglo-Amerikaner 6%
USA, Afro-Amerikaner 73%
Afrika ca. 100%
Japan ca. 100%
Kuhmilchunverträglichkeit gemessen an der Gesamtbevölkerung
Quelle: Milchproduzentenverband
Kalziumlieferant und Schutz vor Osteoporose oder Milchmädchenrechnung?
In der Milch ist viel Phosphor enthalten. Dieser führt im Körper zu einer Übersäuerung und wird deshalb vom Körper abgebaut. Dazu benötigt der Körper allerdings Kalzium. Und spätestens jetzt geht die Rechnung nicht mehr auf, denn das in der Milch enthaltenen Kalzium reicht nicht aus, um die entstandene Säure abzubauen – wir benötigen also körpereigenes Kalzium, um den natürlichen Säure-Basen-Haushalt wieder herzustellen.Gemäß unserer Tabelle müsste es in Japan und Afrika, wo kaum Milch konsumiert wird, am meisten Osteoporosekranke geben. Doch das Gegenteil ist der Fall und wir finden dort kaum Osteoporose. Die höchste Osteoporoserate in Europa finden wir in Schweden: 97% vertragen Milchzucker und der Milchkonsum liegt bei 99,4 kg pro Kopf und Jahr. Die niedrigste Osteoporoserate in Europa finden wir in Frankreich: 58% vertragen Milchzucker und der Milchkonsum pro Kopf und Jahr liegt bei 59,2 kg. Alleine diese Zahlen legen den Schluss nahe, dass ein hoher Milchkonsum eher Osteoporose und somit Knochenbrüche fördert als verhindert.
Die „verbotene“ Behauptung der Milchindustrie
Trotz der wissenschaftlichen Tatsachen behauptet die Milchlobby weiter direkt oder indirekt, dass Milch notwendig für starke Knochen sei. 2001 wurde gar gerichtlich festgehalten, dass diese Aussage nicht haltbar ist und die Behauptung selbst wurde verboten (das Urteil ist hier nachzulesen: www.servat.unibe.ch/dfr/c2127091.html ).Fazit: Das was in der Kuhmilch oder der Schafmilch enthalten ist, ist ohne Zweifel sehr nützlich, aber nicht für uns Menschen, sondern für das jeweils passende Säugetier.
Menschenmilch für Babys.
Kuhmilch für Kälber,
Schafsmilch für Lämmer.
Und dabei sollten wir es belassen.
Der vielgeliebten Schokolade wurde erst seit 70 Jahren Milch zugegeben, davor war die Schokolade selbst der Genuss. Das geschah nur aus Kostengründen – mit Milch gestreckte Schokolade ist schlicht günstiger in der Herstellung.
Milchindustrie – wo kommt die Milch eigentlich her?
Auch ethische Aspekte können den Wandel vom Tiermilchtrinker zum Pflanzenmilchtrinker bewirken. In Gesprächen über das Thema Milch fällt oft der Satz: „Na, aber die Kuh muss doch gemolken werden.“ Das ist so natürlich nicht korrekt. Die Kuh produziert die Milch ja nicht für den Menschen, sondern für das Kalb – wie auch die menschliche Mutter Milch für ihren Säugling produziert. Endet die Stillzeit, endet auch die Laktation. Nicht so bei der Kuh, den diese wird wieder und wieder befruchtet. Allerdings wird der Kuh das Kalb entrissen, das Kalb selbst wird mit Milchersatz großgezogen und die Kuh wird missbraucht.
Ein Kalb benötigt täglich 8 Liter – wir aber haben Hochleistungsmilchkühe erschaffen, die bis zu 50 Liter am Tag geben.
Hier wird viel Geld verdient und die Milchlobby setzt alle Hebel in Bewegung, um uns schon in frühester Kindheit an die Milch zu gewöhnen. Erwähnt sei hier der „Schulmilchtag“, Kampagnen wie: „Die Milch macht´s“ oder der „Tag der Milch.“
Aber ich kann auf Milch und Käse nicht verzichten, das schmeckt doch so gut!
Und deshalb: wie komme ich nun in Milchgenuss ohne tierische Milch und was ist tatsächlich gut für starke Knochen? Da die Milch nun also nicht für den menschlichen Organsimus geeignet ist, um ihn mit Kalzium zu versorgen, hat die Natur Alternativen im Programm: Mandeldrink, Reisdrink, , Haferdrink, Dinkeldrink, Kokosmilch oder Sojadrink (kleine Randbemerkung zu Soja – lediglich 10 Prozent der Sojaernte wird für Tofu und Sojaprodukte verwendet, die restlichen 90 Prozent sind Tierfutter). All diese Drinks gibt es in zahlreichen Abwandlungen: gesüsst, ungesüsst, Vanille, Kokos, Schoko, extra mit Kalzium angereichert und vielen mehr. Drink übrigens deshalb, weil die Milchindustrie gegen die Bezeichnung Pflanzenmilch geklagt und gewonnen hat. Natürlich gibt es inzwischen auch diverse pflanzliche Käsealternativen und Süßigkeiten, die das milchfreie Genusserlebnis abrunden.
Was ist noch wichtig für gesunde Knochen?
- Viel Bewegung – nur wenn die Knochen auch belastet werden, werden sie vom Körper aufgebaut.
- Sonnenlicht – wichtig für die Vitamin-D-Produktion, welches die Kalziumaufnahme unterstützt.
- Übersäuerung durch tierische Eiweiße, Industriezucker und Auszugsmehle vermeiden. So reicht dann auch eine viel kleinere Menge an Kalzium aus, da nicht so viel für die Entsäuerung verwendet wird.
- Aufnahme von Kalzium aus der Ernährung: Blattgemüse, Wildpflanzen, Samen, Nüsse, Hülsenfrüchte und Reisproteine! Erfreulicher Nebeneffekt: Diese Kalziumquellen sind nicht säurebildend.
Und nun zurück zur Anfangsfrage:
Warum wollen wir uns nicht entwöhnen lassen?
Vielleicht, weil wir einfach noch nicht wirklich darüber nachgedacht haben. In diesem Sinne hoffe ich, dass ich Ihnen einen kleinen Denkanstoss mit auf den Weg geben konnte, der Sie zum leichten, spielerischen und genussvollen Umdenken veranlasst.
Eure Felicitas Prenzel